| New York - Katastrophenstimmung statt Wahlkampfendspurt: Ein Hurrikan auf Kollisionskurs mit zwei winterlichen Wetterfronten droht in der Nacht zum Dienstag mit bis zu 3,30 Meter hohen Flutwellen auf die US-Ostküste zu treffen und Tod und Verwüstung in ein von 50 Millionen Menschen - gut einem Sechstel der US-Bevölkerung - bewohntes, dichtbesiedeltes Gebiet zu bringen. Wegen des Hurrikans ist ein Dreimaster in Seenot geraten.
Hurrikan "Sandy" hat bereits bei seinem Zug durch die Karibik 65 Menschen in den Tod gerissen. In den USA - im Zentrum seine Weges liegen New York City, New Jersey und Long Island - wird er nach Prognosen der Meteorologen auf zwei winterliche Wetterfronten prallen, was seine Wirkung noch zu einem bisher noch nicht da gewesenen Monstersturm verstärken könnte."Sandy" wurde von den Meteorologen als Hurrikan der höchsten Kategorie 1 eingestuft, in seinem Zentrum würden Windgeschwindigkeiten von bis zu 280 Kilometern pro Stunde erreicht. Da zur Zeit auch noch Vollmond ist, könnten New York City, Long Island und das nördliche New Jersey im Zusammenspiel mit den Gezeiten von einer bis zu 3,30 Meter hohen Flutwelle getroffen werden. "Das ist das Worst-Case-Szenario", sagte ein Experte der Nationalen Ozeanischen und Atmosphärischen Behörde (NOAA), Louis Uccellini.
Präsident Barack Obama und sein republikanischer Herausforderer Mitt Romney sagten angesichts der drohenden Katastrophe Wahlkampfauftritte ab. Obama besuchte die Katastrophenschutzzentrale in Washington und kündigte eine umfassende und unbürokratische Hilfe an. Für sechs Staaten - Massachusetts, Connecticut, Rhode Island, New York, New Jersey und Pennsylvania - rief er den Ausnahmezustand aus.Der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg ordnete am Sonntag die Evakuierung niedrig liegender Stadtteile an. Wer sich nicht in Sicherheit bringe, gefährde nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das der Menschen, die dann zu Hilfe eilten, sagte Bloomberg. Der Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, sagte: "Seid nicht dumm. Haut ab."
"Leute müssen jetzt handeln"
Auch der Leiter der Katastrophenschutzbehörde FEMA, Craig Fugate, rief die Bevölkerung eindringlich auf, gefährdete Gebiete zu verlassen. Die Zeit des Redens und der Vorbereitungen sei abgelaufen. "Die Leute müssen jetzt handeln", sagte Fugate am Sonntag. Experten zufolge könnte der befürchtete Megasturm in einem 1.300 Kilometer breiten Streifen von der Ostküste bis zu den Großen Seen Chaos anrichten.Fluggesellschaften strichen in dem Gebiet nach Angaben des Internetdienstes FlightAware bis zum Montag mehr als 7.600 Flüge, auch viele Verbindungen von und nach Deutschland waren betroffen. Die Eisenbahngesellschaft Amtrak stellte den Passagierbetrieb im Nordosten der USA ein.
In New York, Philadelphia, Washington, Baltimore und Boston blieben die Schulen geschlossen. Notunterkünfte wurden geöffnet. Die New Yorker U-Bahn stellte am Sonntag den Verkehr ein, normalerweise betriebsame Bahnhöfe wie die Central Station waren verwaist. Auch in Washington und Philadelphia war der U-Bahn-Verkehr stillgelegt. Der Parketthandel an der New Yorker Aktienbörse sollte am Montag ebenso wie an der Rohstoffbörse NYMEX geschlossen bleiben. Der elektronische Handel werde aber fortgesetzt, erklärten beide Börsen am Sonntag.
Schiff in Seenot
Die Verhängung des Ausnahmezustandes in sechs Staaten durch Obama ermöglichte es Bundesbehörden und Institutionen, bereits deutlich vor der Ankunft "Sandys" die jeweiligen US-Staaten bei den Vorbereitungen auf das befürchtete Chaos zu unterstützen. Sollte New York von der befürchteten Riesenwelle getroffen werden, wären allein dort 20 Millionen Menschen gefährdet. Außerdem befindet sich in Manhattan eines der großen Kommunikationsnervenzentren der USA. Dessen Einrichtungen könnten von der Flutwelle lahmgelegt werden.
Rund 200 Kilometer vor der Küste von North Carolina geriet ein Großsegler in Seenot, wie die Küstenwache mitteilte. Das Schiff, ein durch den Film "Meuterei auf der Bounty" bekannter Nachbau des Segelschiffs, nehme Wasser auf und habe keinen Antrieb mehr. Inzwischen sind 14 Menschen von dem Großsegler gerettet. Zwei Mitglieder der Mannschaft würden noch vermisst, teilten die Rettungskräfte am Montag mit.
Quelle: www.MSN.de
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